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36.000 QM BGF: GESTERN BÜRO, MORGEN SERVICED APARTMENTS? KONVERSION - (K)EINE EINFACHE LÖSUNG?!


IM AUSTAUSCH MIT ROBERT JANTZEN, THE BASE FOL GROUP GMBH   


„Hallo, ich habe ein Büroobjekt in Top-Lage - perfekt geeignet für Serviced-Apartments oder Hotel!“ So oder so ähnlich beginnen nicht erst heute viele Gespräche - was angesichts der teilweise schwierigen Vermietungssituation von insbesondere großflächigen Büroobjekten nicht überraschend ist.



Branchenstrukturelle und konjunkturelle Veränderungen zwingen Eigentümer zum Handeln


Viele Investoren haben in der Vergangenheit auf große Single-Tenant-Büroobjekte gesetzt, vermietet an namhafte Unternehmen der Branchen Finanzen (z. B. Frankfurt) oder Versicherungen und Touristik (z. B. Hannover). Der Blick auf den Wert und die Qualität der Objekte wird dabei oft unter klassischer Perspektive wahrgenommen - aber hält dies einer aktuellen Prüfung stand? Wir befinden uns damit am Anfang einer durchaus inhaltlich und zeitlich aufwendigen Analyse: Häufig stammen diese Objekte aus einer Zeit, in der sich eine Branchen-Monokultur mangels Flächen und Preisniveau des CBD in bestimmten, oftmals peripheren Mikrolagen ballte.


Branchenstrukturelle und zwischenzeitlich auch konjunkturelle Veränderungen sind heute ursächlich dafür, dass diese Objekte für die früheren Nutzer zu groß sind oder von diesen ganz aufgegeben wurden bzw. werden. Kern-Problem dabei: In der Mikrolage gibt es oft mehrere Objekte mit der gleichen Konstellation. Vor allem bei eher peripheren Lagen stellt sich im Rahmen der Analyse hier bereits häufig die Grundsatzfrage, inwiefern diese Lage und genau dieses eine Objekt überhaupt für eine Hospitality-Nutzung geeignet ist. Wichtige Faustregel: Ein Standort, welcher heute von potenziellen Büronutzern als eher ungeeignet bewertet wird, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für eine Hospitality-Nutzung eher ungeeignet.


Keine Hospitality-Entscheidung ohne fundierte Machbarkeitsstudie, denn Lage, Betreiber und Konzept müssen strategisch zueinander passen


Spätestens jetzt sollte der Eigentümer/Investor eine fachlich qualifizierte Studie beauftragen, um eine belastbare und auch für Finanzpartner oder Banken geeignete Basis für weitere Entscheidungen zu bekommen. Neben der sorgfältigen Standortanalyse beinhaltet eine solche Studie Folgendes:


Ist ein Standort infrastrukturell grundsätzlich geeignet, gilt es zu prüfen, welches Hospitality-Konzept in welcher Kategorie und in welcher Größe geeignet wäre. Vom Eigentümer hören wir dann oft: „Wir machen alles voll mit Serviced Apartments, die zahlen auch viel besser als ein Hotel.“ Hier setzt unsere Analyse an: Eine Betrachtung des Hospitality-Marktes am Makrostandort und der Gegebenheiten des Mikrostandortes sowie der Produkt-Pipeline ist essenziell. Wenn am Markt z. B. bereits hinreichend neuwertige Serviced-Apartment-Produkte vorhanden bzw. in der Pipeline sind, gestalten sich die Marktchancen für ein weiteres Produkt sicher schwierig.


Hierzu haben wir mit Robert Jantzen, Mitgründer und CFO von theBASE gesprochen:

Robert Jantzen |
Mitgründer und CFO von theBASE 


„Konversionen in B-Lagen erfordern eine besonders genaue Prüfung. Wir analysieren die Mikro- und Makrolage im Hinblick auf Anbindung, Wettbewerbsumfeld und Gästestruktur. Nur wenn alles passt, ergibt sich ein tragfähiges Betreiberkonzept.“

Robert Jantzen © theBASE FOL Group GmbH

Nicht allein die Größe zählt

Vor allem hinsichtlich der Produktgröße enttäuschen wir mit dem Ergebnis unserer Analyse zu Beratungsbeginn häufig erst einmal die Erwartungen der Eigentümer/Investoren. An einem Mikrostandort, welcher nach unserer erfahrungsbasierten Markteinschätzung 100, 120 oder 150 Einheiten verträgt, wird kein Betreiber 300 Einheiten oder gar mehr betreiben.


Robert Jantzen ergänzt:


„Wenn ein großes Gebäude an einem Standort funktioniert, freut das jeden Betreiber – denn Skaleneffekte sind ein echter Vorteil im laufenden Betrieb. Aber: Die Nachfrage definiert die Größe, nicht umgekehrt.


Schließlich eruiert die Studie auch, welche Produkte mit welchen Betreibern in Frage kommen. Parallel haben wir eine Einschätzung der erzielbaren Miete/Pacht unter Zuhilfenahme einer ebenfalls vertraulichen und anonymen Vorab-Befragung von potenziellen Betreibern aus unserem Netzwerk erstellt und können so die wirtschaftlichen Parameter der Einnahmeseite grob verproben.

Große Herausforderung: Anpassung der Gebäudesubstanz und Gebäudestruktur

Wenn wir den Eigentümer mit unserer Analyse überzeugen konnten, stehen wir oft vor dem nächsten Problem: Aus einem Single Tenant-Objekt muss/soll ein Multi Tenant-Objekt mit unterschiedlichen Nutzungsarten werden. Die Gebäudesubstanz und -struktur muss dies zulassen bzw. muss entsprechend angepasst werden - hier setzt unser nächster Beratungspunkt an.


Ein Beispiel: Sehr oft gibt es für das ganze Gebäude einen groß dimensionierten Erschließungskern mit zentralen Aufzügen. Sollen in das Gebäude neben der Hospitality-Nutzung z. B. noch eine anteilige Büronutzung, ein Ärztehaus etc. platziert werden, bedarf es jedoch für jede dieser Nutzungsarten einer separaten Erschließung (wohingegen z. B. Entfluchtungen durchaus übergreifend nutzbar sind). Weiterhin sind die Anforderungen unterschiedlicher Nutzer an Haustechnik verschieden - abgesehen von evtl. altersbedingtem Capex-Bedarf sind auch hier häufig kostenintensive Anpassungen für die zukünftige Multi- Tenant-Struktur nötig.


Und last but not least muss auch ganz einfach der „footprint“ des Gebäudes (Gebäudetiefe, Flurlängen, Fensterraster) auf die Eignung für das präferierte Hospitality-Konzept verprobt werden. Genau deshalb fragen wir bei Konversionsobjekten auch stets zu einem sehr frühen Zeitpunkt nach bemaßten Grundrissen: Um durch unsere Erfahrung und Beratung den Eigentümer/Investor vor teuren Fehleinschätzungen zu bewahren. Zudem stellt die Konversion eines Bestandes immer einen Kompromiss im Vergleich zu einem passgenauen Neubau dar- was sich z. B. in der Flächeneffizienz niederschlagen kann (und es oft auch tut).


Schlussendlich lehrt uns die Erfahrung, dass nicht jede Nutzungsart kompatibel mit einer Hospitality-Nutzung ist. Dies gilt es zu berücksichtigen, um ein von vornherein marktfähiges Gesamtprodukt zu kreieren. Bis dahin haben wir es also geschafft. Gar nicht so selten werden wir an diesem Punkt mit der Frage konfrontiert: „Und der Betreiber baut alles selbst und auf eigene Kosten um und stattet das Objekt mit Möblierung etc. aus – er bekommt dafür dann auch einen Discount bei der Miete/Pacht.“


Noch einmal Robert Jantzen:


„Bis zum unterschriebenen Pachtvertrag vergeht oft mehr Zeit, als viele Eigentümer erwarten – gerade bei Konversionen. Die Verträge für Serviced Apartments orientieren sich an klassischen Hotelpachtverträgen. Der spätere Umbau wird mitgedacht. Eine vollständige CAPEX-Übernahme durch den Betreiber ist selten realistisch. Stattdessen arbeiten wir mit klar definierten Baukostenzuschüssen und einer detaillierten Baubeschreibung, um Planungssicherheit für beide Seiten zu schaffen.


Spätestens jetzt entsteht also beim Eigentümer/Investor realer Aufwand für einen Planer sowie eine erste Kostenschätzung oder -Kalkulation - was häufig mit erheblichen Kosten verbunden ist. Die Vorarbeit in Form einer Studie wie oben dargestellt schafft eine belastbare Entscheidungsgrundlage zu vergleichsweise moderaten Kosten - erst recht in Relation zu den Kosten von später nicht oder nur mit erheblichem Mehraufwand reversiblen Maßnahmen bzw. Entscheidungen.

Warum sich eine Konversion trotz hoher Kosten lohnt


Ach ja, die Kosten. Noch immer herrscht die folgende Ansicht vor: „Der Umbau eines Bestandsgebäudes ist doch billiger als Neubau!“ Klares nein dazu. Allein der Aufwand und die Kosten, um planerisch eine
(teilweise) Nutzungsänderung z. B. von Büro zu Hospitality umzusetzen, ist monetär und zeitlich durchaus erheblich: In der Regel bedarf es hierfür einer Baugenehmigung, wobei dann auch die aktuellen Standards z. B. im Brandschutz zu berücksichtigen sind. Weiterhin ist festzuhalten, dass eine Konversion mit Nutzungsänderung hinsichtlich der reinen Baukosten nicht erst seit heute praktisch mit Neubaukosten gleichzusetzen ist bzw. oft sogar darüber liegt.


„Warum sollte ich denn dann eine Konversion angehen?“


Erstens steht das Bestandsgebäude oft auf einem Grundstück, welches im freien Verkehr nicht verfügbar wäre, die Lage ist also nicht duplizierbar. Weiterhin wäre oft mit einem Neubau die Bestands-Nutzfläche nicht erreichbar, hier greift häufig diesbezüglich Bestandsschutz. Des Weiteren spielen Klimaschutzgründe eine zunehmende Rolle bei dem Erhalt und der Restrukturierung der vorhandenen Betonsubstanz. Und dann noch der Hauptgrund: Eine Immobilie, welche das Ende eines Lebenszyklus erreicht hat und für deren originäre/bisherige Nutzung aktuell und perspektivisch kein Bedarf mehr besteht, hat letztlich als Immobilie keinen nachhaltigen Wert. Eine Konversion, verbunden mit ohnehin notwendigen Capex-Maßnahmen, schafft hingegen wieder nachhaltige Werte für den Eigentümer/Investor.


Autor: Detlef Kaiser im Austausch mit Robert Jantzen, theBASE FOL Group GmbH  |  Juni 2025

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